Immer wieder fällt mir auf, dass viele den Unterschied in der Nutzung und dem Anlegen von Seiten, Gruppen und Profilen bei Facebook nicht kennen oder einfach ignorieren.
Hierbei ist es unerheblich, ob es sich um einzelne Personen, Vereine, politische Parteien oder große Konzerne handelt. Das Anlegen der falschen Kategorie zieht sich durch alle Bereiche und auch das Wording in Briefings ist nicht immer konsistent.
Zwei Beispiele aus meiner beruflichen Praxis verdeutlichen dies sehr gut.
(Privates) Profil statt einer (Unternehmens-)Seite
Vor kurzem hatte ich eine Diskussion mit einem Bekannten, der ein privates Profil statt einer Unternehmensseite angelegt hatte, unter anderem mit der Begründung, dass die Hemmschwelle eine Freundesanfrage anzunehmen bedeutend geringer sei, als Fan einer Seite zu werden, gerade im politischen Bereich und dass es so einfacher sei Fans zu generieren.
Ganz abgesehen davon, dass ich persönlich anderer Meinung bin, das Annehmen einer Freundschaftsanfrage ist eine viel persönlichere Entscheidung, als das Fan werden einer Seite, sprechen auch andere Gründe gegen dieses Vorgehen. Zum einen widerspricht es den Facebook-Richtlinien und es ist schon vermehrt vorgekommen, dass eine Zwangsumwandlung seitens Facebook für solche Profile initiiert wurde. Zum anderen ist es auch aus strategischer Sicht eine falsche Entscheidung. Bei der Umwandlung des privaten Profils in eine Unternehmensseite, werden die „Freunde“ zwar zu Fans, der ganze bisherig erstellte Content geht aber verloren und man fängt quasi wieder bei null an. Auch wirkt der falsche Umgang mit dem sozialen Netzwerk und dem Auftreten eines Unternehmens als Einzelperson meiner Meinung nach unprofessionell.
Wer nicht will, dass die eigenen Interessen bei Facebook angezeigt werden, hat jederzeit die Möglichkeit die Einstellungen bei Facebook entsprechend anzupassen.
Als zweiter Begründungs-Punkt wurde angeführt, dass die Postings von Freunden öfter ausgespielt werden, als die von Unternehmensseiten. Auch wenn das so korrekt ist und die Ausspielung von privaten Profilen und Unternehmensseiten unterschiedlich gesteuert wird, da Facebook den privaten Charakter des sozialen Netzwerks erhalten und keine reine Werbeplattform sein will, so reicht dies als Begründung nicht. Wenn ich mit einem Freund nicht interagiere, dann werden mir dessen Postings auch wenig bis gar nicht mehr angezeigt.
Große Konzerne ohne Social Media Strategie
Die Veranstaltungsreihe eines großen Kölner Konzerns versorgt auf Facebook die Fans in einer Gruppe mit aktuellen Informationen. Als ich im Mai 2012 anfragte warum denn eine Gruppe und keine Unternehmensseite genutzt wird, wurde mir geantwortet, dass gerade an einer Social Media Strategie gearbeitet wird. Geändert hat sich bis heute nichts. Anlass meiner Mail damals war, dass bei der Veranstaltung außer der Reihe zwei Kölner Bands aufgetreten waren. Vom Auftritt hatte ich kurz vor dem Event nur zufällig erfahren. Meine Anregung, warum man solche Hinweise nicht in der Facebook-Gruppe veröffentliche und warum auf der Webseite kein Wort dazu stand, wurde beantwortet mit, dass die beiden Bands recht kurzfristig engagiert, aber auf den Plakaten in der ganzen Stadt präsentiert wurden. Für die Planung auf Plakaten hat es also gereicht, ein Hinweis auf der eigenen Webseite oder in den sozialen Netzwerken, konnte das Unternehmen organisatorisch in der Kürze der Zeit aber nicht mehr realisieren. Das verstehe wer will, ich nicht! Ganz abgesehen davon, dass die Gruppe aktuell 746 Mitglieder hat, die automatisch von Facebook erstellte Seite hingegen von 1.106 Personen mit Gefällt mir angeklickt und 3.746 Personen die Veranstaltung laut Check-In besucht haben.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Profilen, Seiten und Gruppen
Profile stehen laut Facebook-Definition nur Einzelpersonen zur Verfügung. Für die Darstellung von Unternehmen, Vereinen und Co sollen, egal ob kommerzieller oder ehrenamtlicher Natur, Seiten und Gruppen genutzt werden.
Profile versus Seiten
- Profile sind auf 5.000 „Freunde“ beschränkt. Eine Seite kann unzählige Fans haben.
- In Deutschland herrscht Impressumspflicht. Facebook hat erst vor kurzem ein eigenes Impressumsfeld auf Seiten eingeführt, das auch in der mobilen Anwendung sichtbar ist. Für Profile steht dieses Feld nicht zur Verfügung.
- Es stehen unterschiedliche Informationsfelder zur Darstellung des Unternehmens zur Verfügung. Dies variiert auch abhängig von der Kategorie, in der man die Seite des Unternehmens anlegt.
- Über den Business-Manager stehen bei Seiten weitaus mehr Targeting und Werbemöglichkeiten für das Marketing zur Verfügung.
- Für Seiten stehen unterschiedliche Statistiken wie beispielsweise zu Fans, Beiträgen, Interaktionen und Reichweite zur Verfügung.
- Für Seiten stehen im Gegensatz zu Profilen und Gruppen verschiedene Widgets zur Verfügung, wie beispielsweise die Fanbox.
- Bei der Umwandlung eines Profils in eine Seite geht der gesamte bisherige Content verloren.
- Eine Seite kann nicht direkt auf die Seite anderer User posten oder diese in einem Beitrag erwähnen, jedoch kann sie Beiträge auf anderen Seiten schreiben. Auch ist es möglich, User die einen Kommentar unter einem Beitrag geschrieben haben, in der Kommentarantwort zu verlinken.
- Seiten können keine Mitglieder in Gruppen werden.
Gruppen versus Seiten
- Seiten sind im Gegensatz zu Gruppen öffentlich einsehbar und somit können auch nicht Facebook-Nutzer die dargestellten Informationen erhalten.
- Eine Gruppe kann nicht in eine Seite umgewandelt werden. Will man die User-Kommunikation auf einer Seite statt einer Gruppe weiterführen, muss man alle Mitglieder der Gruppe gezielt auf die neue Seite hinweisen und versuchen diese zum liken der neuen Seite zu bewegen. Somit gehen unter Umständen viele Fans verloren.
- Seiten sind immer öffentlich. Gruppen können öffentlich, geschlossen und geheim angelegt werden.
- Für Gruppen gibt es im Gegensatz zu Seiten keine Vanity-URL.
- Bis zu einer Gruppenstärke von 250 Mitgliedern ist es möglich allen Mitglieder gleichzeitig eine (Chat-)Nachricht zu übersenden. Auch wenn diese Möglichkeit besteht muss man hierbei beachten, dass es in Deutschland nicht erlaubt ist, ohne Einwilligung Werbenachrichten zu versenden. Seiten können keine Nachrichten an User versenden, nur auf diese antworten.
- Bei der Seite besteht die Möglichkeit bei einem Posting die Zielgruppe auszuwählen, beispielsweise wenn Postings in verschiedenen Sprachen veröffentlicht werden sollen.
- Einer Seite kann man verschiedene Tabs und somit Anwendung hinzufügen, auch wenn deren Bedeutung nachlässt.
- Bei einer Seite können Fotos in Alben sortiert werden. Eine Sortierung der Bilder ist bei Gruppen nicht möglich.
- Bei Gruppen-Postings wird im Newsfeed das Foto des Administrators der Gruppe angezeigt, welcher das Posting veröffentlicht hat. Bei Seiten erscheint das Unternehmensfoto. Dies kommt dadurch zustande, dass bisher nur Einzelpersonen und keine Unternehmen Gruppen anlegen können.
- Postings des Unternehmens und von Usern stehen gleichwertig in der Gruppenübersicht. Bei der Nutzung von Seiten werden die User-Postings nur am Rande angezeigt, die Postings des Unternehmens bilden den Hauptbereich.
- Jeder User kann Fan einer Seite werden, bei Gruppen besteht für Administratoren die Möglichkeit die Teilnehmer vorab freizuschalten.
- Auf einer Seite können Beiträge im Voraus geplant werden, für Gruppen sind geplante Postings nicht möglich.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Profilen, Seiten und Gruppen Download (pdf)
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und welche Unterschiede zwischen den einzelnen Formen fallen euch noch ein? Ich freue mich über Kommentare!